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Wenn die Uhren vorgestellt werden, sinkt die Lebenszufriedenheit

30.03.2015  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin).

Wenn die Uhren beim Übergang auf die Sommerzeit um eine Stunde vorgestellt werden, sinkt die Lebenszufriedenheit der Menschen in der ersten Woche nach der Umstellung.

Das belegt eine Studie, die kürzlich Ökonomen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg auf Basis von Daten der Längsschnittbefragung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) sowie einer britischen Langzeitstudie erstellt haben. „Vor allem das Wohlbefinden von Eltern kleiner Kinder leidet unter der alljährlichen Umstellung auf die Sommerzeit“, sagt Daniel Kühnle, einer der Autoren. Werden die Uhren im Herbst wieder zurück gestellt, habe das hingegen keine messbaren Auswirkungen auf die Zufriedenheit. Die Studie wurde jetzt als SOEPpaper 744 veröffentlicht.

Die Umstellung der Zeit wurde 1916 erstmals eingeführt. “Diese großartige Reform erhöht für Millionen Menschen in diesem Land die Chancen für ein gesundes und glückliches Leben “, sagte später Winston Churchill in einer Lobesrede auf William Willett, der in Großbritannien die Idee der Zeitumstellung aufgebracht hatte.

Die von Churchill gepriesene Chance hat jedoch auch einen Preis, wie nun eine für die Menschen in Deutschland und Großbritannien repräsentative Studie auf Basis von Daten des SOEP sowie der Britischen Langzeitstudie „Understanding Society“ (zuvor British Household Panel) zeigt. Die Berechnungen der Autoren Daniel Kühnle und Christoph Wunder belegen: In beiden Ländern geht die Zufriedenheit der Befragten in der Woche nach der Zeitumstellung zurück. Besonders stark sinkt die Zufriedenheit von Eltern kleiner Kinder. In der zweiten Woche nach der Zeitumstellung erreicht die Lebenszufriedenheit wieder ihr ursprüngliches Niveau. Umgerechnet bedeutet das für Deutschland: Das Einkommen der Haushalte müsste in der ersten Woche nach der Umstellung auf die Sommerzeit um etwa zehn Prozent steigen, um den geschätzten Rückgang der Zufriedenheit zu kompensieren.

Dass die Zufriedenheit nach der Zeitumstellung vorübergehend zurückgeht, erklären die Wissenschaftler nicht allein durch die körperliche Anpassung an einen neuen Tagesrhythmus. „Menschen erleben es als Belastung, wenn ihre frei verfügbare Zeit beschränkt wird“, erklärt Studien-Autor Daniel Kühnle. „Das gilt besonders für Mütter und Väter, die ohnehin wenig Zeit für sich haben“.

Die Forscher plädieren gleichwohl nicht dafür, die Zeitumstellung abzuschaffen. Sie schlagen vielmehr vor, Menschen für die durch die Zeitumstellung verlorene Stunde mit mehr Zeitsouveränität zu „entschädigen“. „Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, in der Woche nach der Zeitumstellung mehr zeitliche Flexibilität am Arbeitsplatz zu ermöglichen“, sagt Daniel Kühnle.

Für ihre für Deutschland und Großbritannien repräsentative Untersuchung hatten die Nürnberger Ökonomen die Daten von 29.653 im SOEP befragten Frauen und Männern ausgewertet, die von 1984 bis 2004 erhoben worden waren. Darüber hinaus analysierten sie die Angaben von 8.950 Teilnehmenden der vergleichbaren Haushaltspanelstudie „Understanding Society“ (gestartet als British Household Panel), die von 2009 bis 2012 erhoben worden waren. In die Studie flossen die Angaben derjenigen Befragten ein, die zwei Wochen vor und nach der Zeitumstellung befragt worden waren.


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