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Vorstände halten KI-Kompetenzen in deutschen Aufsichtsräten für deutlich zu gering

11.07.2024  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Kienbaum Consultants International GmbH.

Nur 28% der Unternehmen beschäftigen sich regelmäßig im Aufsichtsrat mit KI-Themen. Mehrheit der Befragten sieht große Chancen durch KI, aber auch disruptive Einflüsse befürchtet. Dringender Handlungsbedarf: Unternehmen müssen KI-Kompetenzen im Aufsichtsrat ausbauen und transparente KI-Strategien entwickeln.

Vorstandsmitglieder in deutschen Unternehmen halten die Kompetenzen in Aufsichtsräten zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) für zu gering. Das ist das Ergebnis der Corporate Governance Studie des Beratungshauses Kienbaum. Während 80 Prozent der in der Studie befragten Unternehmen angeben, dass das Themenfeld KI fest und verantwortlich im Vorstand verankert ist, beschäftig sich der Aufsichtsrat nur in einem Viertel der Unternehmen regelmäßig mit KI-Themen.

Die Kienbaum-Studie ist das Ergebnis einer Befragung von knapp 120 Teilnehmenden in Deutschland, die sich zu gleichen Teilen aus Aufsichtsrats- und Vorstandsmitgliedern zusammensetzen. Fast drei Viertel der Befragten sind der Meinung, dass KI für ihr Unternehmen große Chancen bietet, um die eigene Wettbewerbsposition langfristig zu verbessern. Fast die Hälfte befürchtet dagegen einen disruptiven Einfluss von KI auf das Geschäftsmodell. Der Studie zufolge sollten Aufsichtsräte erstens ihre Kompetenzen im Bereich KI dringend ausbauen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat sei zweitens entscheidend. Regelmäßige Berichterstattung über KI-Initiativen ermögliche fundierte Entscheidungen. Und drittens sollten Unternehmen ethische Richtlinien für den Einsatz von KI entwickeln und transparent über ihre KI-Strategie kommunizieren.

Dr. Sebastian Pacher, Partner und Managing Director von Kienbaum Consultants International, betonte: „Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, komplette Geschäftsmodelle grundlegend zu verändern. Unternehmen sollten daher sicherstellen, dass das Thema auf der strategischen Agenda bleibt. Zwar müssen und können nicht alle Vorstände und Aufsichtsräte tiefe KI-Expertise haben. Sie müssen aber sicherstellten, dass sie ausreichend Expertise haben, um die richtigen Menschen in ihren Unternehmen auf die richtigen Themen zu setzen. In Summe brauchen wir daher auch mehr Digital- und KI-Expertise in Vorständen und Aufsichtsräten.“

Weitere Ergebnisse der Studie lauten

  1. Vielfalt als Erfolgsfaktor: Die Studie betont, dass Vielfalt in Bezug auf Herkunft, Erfahrungen und Perspektiven in Vorständen und Aufsichtsräten entscheidend für bessere Entscheidungsfindung ist. Vielfalt fördert unterschiedliche Sichtweisen und ermöglicht innovativere Lösungen.
  2. Geopolitische Herausforderungen: Mehr als die Hälfte der Unternehmen wächst im Ausland schneller als in Deutschland. Daher gewinnt die Auseinandersetzung mit geopolitischen Fragen an Bedeutung. Unternehmen verlagern Investitionen zunehmend ins Ausland, um Abhängigkeiten von einzelnen Ländern zu reduzieren.
  3. Beteiligung an gesellschaftlichen Debatten: Vorstände und Aufsichtsräte sollten sich stärker in politische und gesellschaftliche Debatten einbringen. 70% der Befragten halten dies für sinnvoll, um das Unternehmen langfristig zu stärken. Klare Regeln und Prozesse für die Beteiligung an öffentlichen Debatten sind notwendig, um Risiken zu minimieren.
  4. Offenes Potenzial für Veränderungen: Nachhaltigkeitstransformation erfordert grundlegende Veränderungen in der Unternehmensführung. Obwohl Nachhaltigkeitskriterien zunehmend in Vergütungssystemen integriert werden, haben viele Unternehmen das Potenzial noch nicht voll ausgeschöpft.
  5. Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland: Die Mehrheit der Teilnehmenden sieht Deutschland als weniger attraktiv an, hauptsächlich aufgrund von Fachkräftemangel und unzureichender digitaler Infrastruktur. Trotzdem bleibt Deutschland für viele Unternehmen ein attraktiver Standort, und es wird eine neue Strategie zur Sicherung der Attraktivität gefordert.

Empfehlungen der Studie

  1. Internationale Perspektiven einbeziehen: Führungsgremien sollten internationale Perspektiven berücksichtigen, um bessere Entscheidungen in globalen Märkten zu treffen.
  2. Aktive Beteiligung an gesellschaftlichen Debatten: Vorstände und Aufsichtsräte sollten sich aktiver in politische und gesellschaftliche Diskussionen einbringen, um das Ansehen des Unternehmens zu stärken.
  3. Regelmäßige Reflexion und Anpassung: Die Board-Arbeit sollte regelmäßig überprüft und den sich ändernden Herausforderungen angepasst werden.
  4. Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie: Unternehmen sollten Nachhaltigkeitsaspekte stärker in ihre strategischen Entscheidungen einbeziehen und regelmäßig Fortschritte überprüfen.
  5. Messung und Berichterstattung über Nachhaltigkeitskennzahlen: Unternehmen sollten systematisch Nachhaltigkeitskennzahlen messen und transparent darstellen.
  6. Anreize für nachhaltiges Handeln setzen: Anreizsysteme wie Boni oder Anerkennungen für nachhaltiges Verhalten sollten eingeführt werden.

Die Ergebnisse der Studie, die in Zusammenarbeit mit der Rechtsberatungsgesellschaft Flick Gocke Schaumburg erstellt wurde, zeigen, dass Unternehmen in Deutschland vor vielfältigen Herausforderungen stehen. Es bieten sich indes aber auch große Chancen, durch gezielte Maßnahmen in den Bereichen Vielfalt, KI und Nachhaltigkeit die eigene Wettbewerbsposition langfristig zu verbessern.

Die gesamte Studie finden Sie hier.

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