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Krisenbetriebe sparen bei der Weiterbildung

11.06.2010  — none .  Quelle: none.

Qualifizieren statt entlassen - unter diesem Motto stand die Ausweitung der Kurzarbeit. Die Teilnahme an öffentlich geförderten Qualifizierungsprogrammen hat laut Bundesagentur für Arbeit im vergangenen Jahr tatsächlich etwas zugenommen. Die Unternehmen selber haben die auftragsarme Zeit in der Wirtschaftskrise aber nur selten für verstärkte Weiterbildung genutzt.

Von der Krise direkt betroffene Unternehmen haben ihre Weiterbildungsaktivitäten sogar eher zurückgefahren. Das zeigen Ergebnisse der aktuellen Betriebsrätebefragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung, die in der Juni-Ausgabe der WSI Mitteilungen veröffentlicht sind.

Die Idee ist so einfach wie plausibel: Wenn es wegen der konjunkturellen Flaute weniger zu tun gibt, könnten Beschäftigte die Zeit zur Fortbildung nutzen. Da die Unternehmen großes Interesse an qualifiziertem Personal haben, wäre zu erwarten, dass sie Weiterbildungsmaßnahmen nach Kräften fördern, um am Ende gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Doch tatsächlich hat weniger als ein Drittel der Betriebe seine - nicht staatlich geförderten - Weiterbildungsaktivitäten von Mitte 2008 bis Mitte 2009 ausgeweitet, so die Betriebsrätebefragung des WSI. Das Institut befragte gut 2.300 Betriebsräte in Betrieben ab 20 Beschäftigten. Die wichtigsten Ergebnisse:

Die Mehrheit hat ihr Weiterbildungsangebot unverändert gelassen. 69 Prozent der Betriebe, die nicht besonders unter der Krise zu leiden hatten, haben seit Juli 2008 nicht mehr, aber auch nicht weniger für Weiterbildung getan. In Betrieben, die nach Einschätzung der Betriebsräte von der Krise betroffen sind, lag die Quote derer, die ihre Fortbildungsanstrengungen unverändert ließen, bei 57 Prozent.

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Krisenbetroffene Betriebe haben ihre Fortbildungsaktivitäten häufiger zurückgefahren. Das gilt für 24 Prozent der von der Krise gebeutelten Betriebe. Hingegen haben lediglich 18 Prozent in dieser Gruppe die Fort- und Weiterbildungsbeteiligung gesteigert. Unter den nicht betroffenen Betrieben reduzierten nur 9 Prozent den Umfang der betrieblichen Fortbildung, 21 Prozent bauten ihn aus.

Damit "lässt sich sagen, dass die Krise sich eher einschränkend als fördernd auf die betriebliche Weiterbildung auswirkt", so WSI-Forscherin Claudia Bogedan. Hintergrund: In Krisenzeiten konzentrierten Unternehmen sich auf ihr Kerngeschäft und scheuten die Kosten der Fortbildung: 46 Prozent der Betriebe, die Weiterbildung reduziert oder zumindest nicht ausgeweitet haben, waren Qualifizierungsmaßnahmen zu teuer. Neben dem Kostenargument spielt auch eine Rolle, dass es aus Arbeitgebersicht in vielen Betrieben keinen Bedarf gibt: Fast ein Drittel der Betriebsräte gab an, dass dem Arbeitgeber "unklar" sei, welche Bildungsaktivitäten nötig wären.

Oft fehle es an einer mittel- bis langfristigen Personalplanung, schreibt Bogedan. So existiere in 53 Prozent der Betriebe nicht einmal ein Personalentwicklungsplan. Immerhin hätten die Betriebe in der Krise aber auf vielfältige Weise versucht, Beschäftigung zu halten. Dies sei ein erster Schritt zu einer längerfristigen Planung, die künftig stärker um Fort- und Weiterbildung ergänzt werden könne. Denn der Nutzen von Weiterbildung ist wissenschaftlich unumstritten, betont die WSI-Forscherin: "Um zukünftig die betriebliche Produktivität ebenso wie die individuelle Beschäftigungsfähigkeit zu sichern, ist eine betriebliche und damit arbeitsplatznahe Weiterbildung unerlässlich."

Weitere Informationen:

Claudia Bogedan: Qualifizieren statt Entlassen - Betriebliche Weiterbildung in der Krise (pdf) in: WSI-Mitteilungen 6/2010. in: Böckler Impuls 9/2010

Quelle: Hans Böckler Stiftung
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