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Hays Fachkräfte-Index Q2/2024: Unternehmen schreiben deutlich weniger Stellen aus

31.07.2024  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Hays AG.

Die Entwicklung der Fachkräftenachfrage gleicht weiterhin einer Berg- und Talfahrt. Nach dem Aufwärtstrend der letzten beiden Quartale verzeichnet der Index im zweiten Jahresviertel 2024 nun einen signifikanten Nachfragerückgang, und das über alle Berufsgruppen hinweg.

Mit einer Reduktion von 52 Prozentpunkten[1] auf 108 Prozent unterschreitet der Hays Fachkräfte-Index sogar den Tiefstwert aus dem Vorjahr (Q3/2023: 109 P) und fällt auf den niedrigsten Wert seit Q3/2021. Nachdem die Fachkräftenachfrage in den letzten beiden Quartalen unbeeinflusst von einer unsicheren Wirtschaftslage schien, wirkt sich die wirtschaftliche Stagnation nun als deutlicher Faktor auf die Rekrutierung aus.

Nachfrageeinbruch bei HR-Stellen

Bild zeigt den Fachkräfteindex von Hays Q2 2024

© HAYS; für Großansicht bitte anklicken

Eine deutliche Kehrtwende legt der Fachkräfte-Index bei der Nachfrage nach HR-Fachkräften hin: Mit einem Minus von 92 Prozentpunkten (auf 175 P) sinken die Stellengesuche, verglichen mit anderen Berufsgruppen, besonders stark und fallen auf das Niveau von 2021. Besonders drastisch fällt der Rückgang bei den zahlenmäßig stark vertretenen HR Business Partnern (- 221 PP), den Recruitern (- 115 PP) und den HR Managern (- 105 PP) aus. Die allgemeine Zurückhaltung der Unternehmen bei Stellenausschreibungen wirkt sich naturgemäß wie bereits in vergangenen Quartalen direkt und besonders deutlich auf die Berufsgruppe der Personaler aus. "Das Personalwesen legt aktuell einen klaren Fokus auf die Transformation der Organisation. Bisher vorgesehene Planstellen sowie auch angedachte Projekte wurden daher im vergangenen Quartal flächendeckend reduziert. Das zeigt sich vor allem am massiven Rückgang der HR Business Partner und HR Manager", fasst Florian Wagner, Bereichsleiter HR Interim & Projects bei Hays zusammen.

Weniger IT-Stellengesuche: Signifikanter Rückgang bei IT-Security Experten

Für die begehrten IT-Fachkräfte markiert das zweite Jahresviertel eine erneute Zäsur: Nach Q3/2023 unterschreitet die Zahl der Stellenausschreibungen wieder die Marke von 100.000 gesuchten Positionen und fällt positionsübergreifend um 53 Prozentpunkte auf 120 Prozent. Besonders erstaunlich, angesichts der anstehenden EU-Regularien, ist die Nachfrageentwicklung bei den IT-Security Experten. Während diese im Vorquartal den deutlichsten Anstieg verzeichneten, weist diese Berufsgruppe nun mit - 119 Prozentpunkten wiederum den stärksten Nachfragerückgang aus. Trotz dieser Schwankungen befindet sich das Suchvolumen mit 525 Prozent weiterhin auf einem enorm hohen Niveau. Merklich gesunken sind auch die Stellengesuche für Entwickler Embedded Services (- 84 PP), IT-Supporter (- 67 PP) und IT-Architekten (- 64 PP). Andreas Sauer, Bereichsleiter Technology bei Hays zur aktuellen Entwicklung:

Viele Unternehmen haben auf die anhaltend herausfordernde wirtschaftliche Situation mit Umstrukturierungen und Sparmaßnahmen reagiert, denen auch neu geplante Stellen zum Opfer gefallen sind.

Finanz-Fachkräfte: Leicht rückläufige Nachfrage auf hohem Niveau

Auch bei den Finanz-Experten zeigen sich die Unternehmen in Q2 zurückhaltender als zuletzt. Verglichen mit anderen Berufsgruppen und dem Durchschnitt fällt der Rückgang von 32 Prozentpunkten in diesem Bereich am geringsten aus. Und: Beim Suchvolumen von 141 Prozent handelt es sich immerhin um den dritthöchsten Wert seit Beginn der Erhebung. Der Blick auf die Positionen zeichnet ein gemischtes Bild. Die in Q1 verstärkt nachgefragten Tax- und Compliance-Manager weisen deutliche Rückgänge aus (- 82 PP bzw. - 71 PP, bei einer vergleichsweise geringen Anzahl an absoluten Stellengesuchen). Bei den Buchhaltern (- 6 PP), Risikomanagern (- 35 PP) und Controllern (- 37 PP) gibt das Suchvolumen nur gering bzw. moderat nach. "Im Vergleich zu den anderen Berufsgruppen, gibt es im Finanzbereich weniger Rückgang. Das hat damit zu tun, dass das Recruitment von Finanzpositionen weitgehend konjunkturunabhängig verläuft. Was wir allerdings auch feststellen: Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz werden bereits Teile der Aufgabenstellungen im Finanz- und Rechnungswesen übernommen", erläutert Erich Schwinghammer, Bereichsleiter Finance und HR bei Hays.

Stellengesuche für Ingenieure fallen auf Dreijahrestief

Mit einer Reduzierung von 47 Prozentpunkten auf 79 Prozent sinkt der Bedarf an Ingenieuren positionsübergreifend auf den niedrigsten Wert seit Q3/2021. Stellenspezifisch schrumpft bei den zahlenmäßig stark vertretenen Berufsgruppen die Nachfrage nach Projektingenieuren mit - 65 Prozentpunkten überdurchschnittlich stark, bei den Elektro- und Bauingenieuren liegt sie leicht über (- 49 PP) bzw. unter dem Mittelwert (- 43 PP). Lediglich geringe Minuswerte erfahren die Chemieingenieure (- 11 PP) sowie die Maschinen-/Anlagenbauingenieure (- 16 PP). "Der Rückgang der Nachfrage nach Ingenieuren hat verschiedene Ursachen. Ein wesentlicher Faktor ist die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit, die zu einer Verringerung der Investitionen in neue Projekte führt. Insbesondere der klassische Automotive Sektor befand sich in den letzten Monaten stark im Abbaumodus", sagt René Gruner, Bereichsleiter Digital Technology and Engineering bei Hays.

Sales & Marketing: Nachfrage nach Digital Marketing-Stellen deutlich rückläufig

Auch bei der zweitgrößten Berufsgruppe, den Sales- und Marketing-Spezialisten zeigen sich die Unternehmen verhaltener als zuletzt, übergreifend sinkt die Nachfrage um 52 Prozentpunkte auf 81 Prozent. Eine deutlich reduzierte Anzahl an Stellengesuchen verzeichnen die im Vorquartal stark nachgefragten Digital Marketing-Experten. So sinkt die Nachfrage bei den Social Media-Managern um ganze 227 Prozentpunkte und den Content-Managern um 170 Prozentpunkte (bei einer vergleichsweise geringen Anzahl an absoluten Stellengesuchen). Gleichzeitig verrät der Blick auf die Prozentwerte (630 P bzw. 386 P), dass bei diesen Positionen in den letzten drei Jahren eine enorme Steigerung des Suchvolumens verzeichnet wurde. Die mit Blick auf absolute Zahlen großen Berufsgruppen wie Vertriebsmitarbeiter (- 47 PP), Vertriebs-/ und Sales Manager (- 48 PP) sowie Key Account Manager (- 36 P) weisen hingegen unterdurchschnittliche Rückgänge in der Nachfrage auf.

Die Nachfrage nach Juristen und Chemikern bricht überdurchschnittlich stark ein

Nach dem Allzeithoch im ersten Jahresviertel erfährt die Nachfrage nach Juristinnen und Juristen nun einen deutlichen Dämpfer und weist mit - 71 Prozentpunkten indexweit den zweitgrößten Rückgang aus. Besonders für Juristen für Datenschutz und Senior Juristen sind deutlich weniger Stellen ausgeschrieben als zuletzt (- 330 PP bzw. - 218 PP).

Auch der Bedarf an Spezialisten im Life Science-Bereich (- 63 PP) hat merklich nachgelassen. Nach dem starken Anstieg im Vorquartal erfahren insbesondere die Data Scientists mit einem Minus von - 286 Prozentpunkten einen deutlichen Einbruch, gefolgt von der zahlenmäßig großen Gruppe der Qualitätsmanager (- 85 PP).

Deutliche gesunkene Nachfrage in der Bau- und Dienstleistungsbranche

Betrachtet man die Entwicklung der einzelnen Branchen sind ebenfalls sinkende Nachfragewerte über alle Industrien hinweg festzustellen. Besonders deutlich fallen diese im Baugewerbe (- 64 PP) und im Bereich Dienstleistungen für Unternehmen (- 61 PP) sowie im Handel (- 56 PP) aus. Der Blick auf das Nachfrageniveau unterstreicht trotz Rückgängen das überdurchschnittlich hohe Suchvolumen im Bereich der Öffentlichen Verwaltung (+ 247 P) und des Baugewerbes (+ 227 P) verglichen mit dem Gesamtindex.

"Im Gegensatz zum vorherigen Quartal zeigt sich deutlich, wie stark Unternehmen ihre Investitionen zurückhalten. Viele fokussieren sich auf die technologische und organisatorische Transformation mit vorhandenen Ressourcen. Dabei ist es jetzt wichtig, bisher ungenutzte Beschäftigungsoptionen am Markt zu nutzen, um Potenziale zu heben und wettbewerbsfähig zu bleiben: Hochqualifizierte Bewerbende steigern die Produktivität, flexible Arbeitsmodelle fördern die Vereinbarkeit von Karriere und Familie und vermeiden soziale Ungleichheit", ordnet Alexander Heise, Hays CEO Deutschland und CEMEA die aktuelle Entwicklung ein.

Über den Hays Fachkräfte-Index

Der Hays Fachkräfte-Index basiert auf einer quartalsweisen Auswertung der index Internet und Mediaforschung GmbH für Hays. Einbezogen werden Stellenanzeigen der meistfrequentierten Online-Jobbörsen, von Tageszeitungen sowie dem Business-Netzwerk Xing. Der Fachkräfte-Index zeigt die prozentuale Veränderung zum Ausgangswert vom 1. Quartal 2015 an. Sämtliche Positionsbezeichnungen gelten grundsätzlich für alle Geschlechter.

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