05.04.2024 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Simon-Kucher & Partners Strategy & Marketing Consultants GmbH.
Die endgültige Entscheidung des EU-Parlaments und des Ministerrats steht noch aus. Es zeichnet sich ab, dass das Thema Provisionsverbot vorerst vom Tisch sein könnte. Wie diese jüngste Richtungsentscheidung zu bewerten ist und was sie für die Asset Management Branche bedeutet, erläutern Gian Vahedi und Max Biesenbach, Experten für Asset Management bei der globalen Strategieberatung Simon-Kucher.
Die Asset Management Branche dürfte die jüngsten Entwicklungen zur europäischen Kleinanlegerstrategie mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen haben. Denn der Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments hat sich kürzlich gegen das von der EU-Kommission in der Kleinanlegerstrategie vorgeschlagene Provisionsverbot ausgesprochen. Zuletzt hatten sich die Überlegungen der EU-Kommission vorerst auf die Einführung eines Provisionsverbots für beratungsfreie Geschäfte beschränkt, mit der Option, nach drei Jahren ein umfassendes Provisionsverbot erneut zu prüfen. Doch nun hat sich der Wirtschafts- und Währungsausschuss auch gegen diese abgeschwächte Variante des Provisionsverbots ausgesprochen. Die finale Entscheidung liegt nun zwar noch beim EU-Parlament – das im April wieder tagt – und beim europäischen Ministerrat. Es zeichnet sich aber ab, dass die Gefahr eines Provisionsverbots auf EU-Ebene zunächst gebannt ist.
Die Aufhebung des Provisionsverbots könnte von der Asset Management Branche als Bestätigung für die Beibehaltung des bisherigen Vertriebsansatzes gewertet werden. Dieser basiert auf der Incentivierung von Vertriebspartnern durch die Zahlung von Provisionen. Wir sind jedoch der Ansicht, dass es einige überzeugende Gründe gibt, warum sich Asset Manager dennoch mit der Frage auseinandersetzen sollten, wie sie den Vertrieb ihrer Produkte unabhängiger von Provisionen gestalten können.
Erstens darf die potenzielle Entscheidung gegen ein Provisionsverbot nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Aufsichtsbehörden das Thema Provisionen vor dem Hintergrund möglicher Interessenkonflikte und der Verhältnismäßigkeit (Höhe der Provisionen) weiterhin im Auge behalten werden.
Zweitens hat die mediale Diskussion um das Thema Provisionen zu einer gewissen Sensibilisierung der Öffentlichkeit geführt. Investoren könnten daher die „provisionsinduzierten Kosten“ von Investmentprodukten zunehmend kritischer hinterfragen und nach kostengünstigeren Alternativen verlangen. Dieser Trend ist bereits heute bei der stark wachsenden Gruppe der jüngeren Investoren zu beobachten, die ihre Investitionsentscheidungen häufig selbständig treffen. Diese Investorengruppe kauft eigenständig Investmentprodukte, anstatt sich diese verkaufen zu lassen. Bevorzugt werden dabei kostengünstige Produkte im ETF-Mantel, für die bereits heute keine Provisionen von Asset Managern an ihre Vertriebspartner gezahlt werden.
Darüber hinaus beobachten wir, dass immer mehr Vertriebspartner von Asset Managern – beispielsweise Banken – provisionsbasierte Vergütungsmodelle durch Gebührenmodelle ersetzen. Dieser Trend ist unserer Erfahrung nach nicht ausschließlich regulatorisch motiviert, sondern häufig eine geschäftspolitische Entscheidung, um für den Endkunden die größtmögliche Kostentransparenz zu schaffen und gleichzeitig den wachsenden Anteil von ETFs monetarisieren zu können.
Vor diesem Hintergrund halten wir es für wichtig, dass Asset Manager trotz des möglichen Ausbleibens eines Provisionsverbots eine Vertriebsstrategie 2.0 definieren, die den beschriebenen Entwicklungen Rechnung trägt und den langfristigen Vertriebserfolg sichert.
Bild: Dusan Cvetanovic (Pexels, Pexels Lizenz)
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