12.08.2019 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Ernst & Young GmbH.
Besonders stark sanken die Aktivitäten chinesischer Investoren in Deutschland: die Zahl der Zukäufe und Beteiligungen schrumpfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 25 auf 11, das Investitionsvolumen ging von 10,1 auf 0,5 Milliarden US-Dollar zurück. Mehr Deals als in Deutschland gab es in Großbritannien, wo chinesische Investoren bei 17 Unternehmen zum Zug kamen. Da es sich allerdings zumeist um kleine Transaktionen handelte, lag die investierte Summe mit 0,4 Milliarden US-Dollar niedriger als in Deutschland.
Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die M&A-Investitionen chinesischer Unternehmen in Deutschland und Europa untersucht.
„Die Transaktionsaktivitäten lagen in Deutschland und in Europa im ersten Halbjahr zwar deutlich niedriger als im Vorjahreszeitraum, sie haben sich aber immerhin auf dem niedrigen Niveau des zweiten Halbjahres 2018 stabilisiert. Damit dürfte die Talsohle erreicht sein“, sagt Yi Sun, Leiterin der China Business Services Deutschland, Österreich und Schweiz bei EY, fest. „Der Hauptgrund für die Zurückhaltung der chinesischen Investoren ist die Situation auf dem chinesischen Heimatmarkt: Die konjunkturelle Lage in China ist schwierig, die Unsicherheit groß – nicht zuletzt aufgrund des US-chinesischen Handelskonflikts. Zudem sind einige der chinesischen Unternehmen, die in der Vergangenheit auf dem europäischen M&A-Markt sehr aktiv waren, derzeit entweder mit der Integration der erworbenen Unternehmen oder mit dem Weiterverkauf beschäftigt. Neue Zukäufe stehen bei diesen Unternehmen vorerst nicht auf der Agenda.“
Zudem war es nach Suns Beobachtung insgesamt ruhig auf dem europäischen Transaktionsmarkt: „Es gibt derzeit relativ wenige attraktive Übernahmekandidaten, die für die Chinesen interessant waren.“ All diese Faktoren führen seit einiger Zeit dazu, dass vor allem große Transaktionen seltener werden und dass deutlich selektiver investiert werde als etwa im Boomjahr 2016.
Das Interesse chinesischer Unternehmen an europäischen Firmen sei allerdings grundsätzlich immer noch groß – auch wenn immer weniger Transaktionen tatsächlich abgeschlossen werden, berichtet Sun: „Wir sehen mehrere Trends: Nach wie vor kaufen einige chinesische Unternehmen in Europa Kompetenzen für ihre ambitionierten Strategien zu – das beste Beispiel ist die aktuelle europaweite Einkaufstour des chinesischen Evergrande-Konzerns im Bereich der Elektromobilität. Auf der anderen Seite interessieren sich chinesische Unternehmen immer noch sehr für klangvolle Namen aus Europa – etwa im Konsumgüterbereich.“ Dass punktuell auch noch große Transaktionen möglich sind, habe zudem gerade erst der Einstieg des chinesischen Autokonzern BAIC bei Daimler gezeigt. „Wo es strategisch sinnvoll und im beiderseitigen Interesse ist, sind nach wie vor auch Deals oberhalb der 1-Milliarde-Grenze machbar“, betont Sun. „Und wenn sich die Konjunktur erholt und der Handelskonflikt zwischen den USA und China beigelegt wird, werden wir auch wieder eine deutliche Zunahme bei den Transaktionsaktivitäten sehen.“
Für die zweite Jahreshälfte seien noch einige Transaktionen im dreistelligen Millionenbereich in der Pipeline, berichtet Sun. „Da sind auch Chinesen in den Startlöchern – es bleibt allerdings abzuwarten, ob sie dann auch den Zuschlag bekommen.“
Der mit einem Volumen von 930 Millionen US-Dollar europaweit mit Abstand größte Deal war der Einstieg der chinesischen Evergrande Group bei NEVS, dem Saab-Nachfolgeunternehmen und heutigen Hersteller von Elektroautos. Anschließend erwarben Evergrande und NEVS für gut 170 Millionen US-Dollar einen Anteil von 20 Prozent bei der schwedischen Supersportwagenmarke Koenigsegg – der zweitgrößte Deal des Halbjahres
Die größte Transaktion in Deutschland war der Kauf einzelner Geschäftsbereiche des Kupferproduzenten KME durch Zhejiang Hailiang für 136 Millionen US-Dollar.
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