23.05.2024 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Ernst & Young GmbH.
Konzernchefs weltweit sehen offenbar Licht am Ende des Tunnels: Jeder dritte CEO weltweit ist heute in Bezug auf die Entwicklung der Weltwirtschaft optimistischer als vor einem Jahr. Nur jeder zehnte beurteilt die konjunkturelle Situation hingegen negativer. In Deutschland ist das Verhältnis mit 18 Prozent Optimisten und elf Prozent Pessimisten allerdings deutlich weniger eindeutig. Zudem sieht nach wie vor die Mehrheit der Befragten weltweit (57 Prozent) und in Deutschland (71 Prozent) keine Veränderung der Lage.
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Die geopolitische Situation hat sich nach Meinung von 28 Prozent der CEOs weltweit und 19 Prozent in Deutschland zum Positiven entwickelt – 13 Prozent der Unternehmenslenker weltweit und 12 Prozent in Deutschland sehen eine negative Entwicklung.
In Bezug auf das eigene Unternehmen sind die meisten Manager aber deutlich weniger zurückhaltend: 60 Prozent der CEOs weltweit und sogar 69 Prozent in Deutschland geben an, dass sich die Umsatzaussichten für ihr Unternehmen verbessert haben. Nur bei acht Prozent weltweit und 15 Prozent in Deutschland haben sich die Umsatzerwartungen eingetrübt.
Das sind Ergebnisse des aktuellen CEO-Survey von EY. Basis der Studie ist eine Umfrage unter 1.200 Vorstandsvorsitzenden weltweit – davon 100 in Deutschland. Die Umfrage wurde im April 2024 durchgeführt.
„Die Konjunktur schwächelt und die Rahmenbedingungen bleiben sehr schwierig“, sagt Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter des Bereichs Strategy and Transactions bei EY in der Region Westeuropa. „Aber die Lage scheint sich auf niedrigem Niveau zu stabilisieren. Und die Anstrengungen der Unternehmen, mit dieser neuen Normalität – hohen Zinsen, Belastungen der Lieferketten, kriegerische Auseinandersetzungen in vielen Regionen –umzugehen, zahlen sich aus.“
Viele Industriekonzerne hätten zudem ihre Produktion und ihre Produktionskapazitäten an die niedrigere Nachfrage angepasst und einschneidende Kostensenkungsmaßnahmen eingeleitet. „Die Unternehmen verschlanken sich und versuchen durch mehr Flexibilität, mehr Automatisierung und den Abbau von Verwaltungsfunktionen wieder Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen.“
Während sich etwa im Dienstleistungssektor die Lage stabilisiert habe, bleibe die Situation in der Industrie trotz solcher Maßnahmen kritisch, so Gall: „Der Industrie geht es nach wie vor schlecht. Die Nachfrage ist schwach, gerade der Automobilsektor befindet sich mitten in einer tiefgreifenden Transformation, die nur schleppend vorankommt. In Deutschland kommen hohe Energie- und Arbeitskosten hinzu. Das Damoklesschwert der Deindustrialisierung hängt somit nach wie vor über uns.“
Neben Kostensenkungsmaßnahmen, die bei 33 Prozent der deutschen Konzerne derzeit eine der Top-3-Prioritäten sind, setzen gerade deutsche Unternehmen derzeit stark auf Zukunftsinvestitionen. „Trotz der schwierigen Lage verfallen die deutschen Top-Manager nicht in Depressionen, sondern gehen die Probleme an. Und dazu gehört auch, beherzt in Technologie zu investieren“, sagt Gall. So liegt der Anteil der deutschen CEOs, die Technologie-Investitionen zu einer Top-3-Priorität erklärt haben, bei 65 Prozent, weltweit hingegen nur bei 47 Prozent. Die deutschen Top Manager sind auch überdurchschnittlich stark damit beschäftigt, das Umsatzwachstum zu sichern und neue Einnahmequellen zu suchen: Unter den deutschen CEOs liegt der Anteil bei 38 Prozent, weltweit bei 19 Prozent.
Auch beim Thema Nachhaltigkeit zeigen sich deutsche CEOs überdurchschnittlich engagiert: Für 68 Prozent der Befragten in Deutschland hat Nachhaltigkeit heute einen höheren Stellenwert als vor einem Jahr – weltweit liegt der Anteil nur bei 54 Prozent. Gerade einmal 19 Prozent der deutschen Vorstandsvorsitzenden (weltweit 23 Prozent) sehen eine nachlassende Bedeutung dieses Themas. „Trotz Konjunkturkrise und tiefgreifender technologischer Umbrüche setzt sich die Erkenntnis durch: erfolgreiche Geschäftsmodelle müssen immer auch nachhaltig sein. Nachhaltigkeit ist kein Mode-Thema, sondern ist fest in der Tagesordnung deutscher Firmenchefs etabliert“, sagt Gall. „Gerade wenn es um die langfristige Unternehmensstrategie geht und um Unternehmenstransaktionen, sind Nachhaltigkeitserwägungen von der Tagesordnung des Top-Managements nicht mehr wegzudenken“.
Zuletzt hatten die schwache Konjunktur und die hohen Zinsen dazu geführt, dass das Interesse an Zu- und Verkäufen von Unternehmen bzw. Unternehmensteilen deutlich abgenommen und auf ein Rekordtief gesunken war. Auch hier gibt es jedoch eine leichte Trendwende: Aktuell planen 29 Prozent der deutschen Unternehmen mindestens eine Fusion oder Übernahme in den kommenden 12 Monaten – vor einem Vierteljahr lag der Anteil nur bei 20 Prozent. Weltweit hat sich der Anteil noch stärker von 30 auf 42 Prozent erholt.
„Nach wie vor gilt, dass Investitionsvorhaben sehr gründlich überdacht und zu große Risiken möglichst vermieden werden. Ganz große Transaktionen bleiben die absolute Ausnahme“, beobachtet Gall. „Allerdings sehen wir eine vorsichtige Normalisierung der Situation: Der M&A-Appetit kehrt langsam zurück.“
Bevorzugt entscheiden sich gerade die deutschen CEOs für strategische Allianzen, die den Vorteil haben, dass mit der Transaktion geringere Kosten und eine geringere Bindung von Unternehmensressourcen verbunden sind. Der Anteil der Unternehmen, die mindestens eine Allianz planen, steigt gegenüber der vorangegangenen Befragung, die im Januar stattfand, in Deutschland von 53 auf 54 Prozent, weltweit von 41 auf 48 Prozent. „Allianzen sind aus gutem Grund so populär. Sie bieten gerade in Zeiten technologischer Umbrüche, wie wir sie heute in vielen Branchen sehen, die nötige Flexibilität und Geschwindigkeit“, beobachtet Gall.
Am liebsten wollen sich die befragten Firmenchefs allerdings von Unternehmensteilen trennen: Weltweit planen 71 Prozent der CEOs eine Abspaltung oder einen Börsengang, in Deutschland sogar 89 Prozent.
Bild: Tom Fisk (Pexels, Pexels Lizenz)
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