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Unwissenheit schützt vor guter Bezahlung nicht

15.08.2014  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Orizon GmbH.

Über Branchenzuschlagstarife können Zeitarbeitnehmer bis zu 50 % Aufschlag auf ihren Einstiegslohn erhalten. Den meisten Arbeitnehmern sind die Zuschläge aber unbekannt, wie eine Studie des Personalunternehmens Orizon zeigt.

78,8 % der Arbeitnehmer geben an, noch nicht von Branchenzuschlagstarifen gehört zu haben. Selbst von den Arbeitnehmern mit Zeitarbeitserfahrung haben sich nur 7,1 % detailliert über die lukrativen Zuschläge informiert.

Studie zeigt: Arbeitnehmer kennen Zuschläge nicht

Knapp zwei Jahre nach ihrer Einführung wissen Arbeitnehmer nicht, was Branchenzuschlagstarife sind. Im Jahr 2013 hatten 80,5 % der Befragten noch nicht von Branchenzuschlagstarifen gehört. 2014 waren es immer noch 78,8 %, wie die Orizon-Studie "Arbeitsmarkt 2014 - Perspektive der Arbeitnehmer" zeigt. Selbst unter den Arbeitnehmern, die schon mal in der Zeitarbeit beschäftigt waren, sind die Zuschläge den meisten (64,8 %) unbekannt. 28,1 % haben zumindest den Begriff schon mal gehört, aber nur 7,1 % kannten die Regelungen im Detail. "Es ist schon erstaunlich, wie wenig die Arbeitnehmer über die positiven Entwicklungen in der Zeitarbeit wissen", stellt Dr. Dieter Traub, Geschäftsführer des Personalunternehmens Orizon, fest. "Ein ähnliches Bild zeigt sich nämlich auch beim Mindestlohn. 82,7 % der Befragten glauben, die Tariflöhne der Zeitarbeitsbranche müssten stark angehoben werden, um den gerade verabschiedeten gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro zu erreichen. Dabei gilt in der Zeitarbeit eine Lohnuntergrenze von 8,50 Euro bereits seit Januar 2014."

Regelung und Praxis im Überblick

Die ersten Branchenzuschlagstarife sind seit dem 1. November 2012 in Kraft. Inzwischen erreichen Zeitarbeitnehmer in elf Wirtschaftszweigen nach vier bis sechs Wochen Einarbeitungszeit automatisch die erste Zuschlagsstufe. Nach neun Monaten tritt die fünfte Zuschlagsstufe mit bis zu 50 % Aufschlag in Kraft. Doch die Monate mit hohen Zuschlägen könnten bald drastisch verkürzt werden. Die SPD plant, die Einsatzdauer von Zeitarbeitnehmern auf 18 Monate zu begrenzen. "Sollte die Politik ihr Vorhaben umsetzen, würden vielen Zeitarbeitnehmern diese lukrativen Zuschläge entgehen", stellt Dr. Dieter Traub, Geschäftsführer der Orizon GmbH fest und schildert das faktische Ausmaß der Zuschläge in seinem Unternehmen. "67,9% aller Einsätze unserer Zeitarbeitnehmer waren am Stichtag unserer letzten Auswertung in zuschlagspflichtigen Branchen. In Folge von Mindestlohn und Zuschlägen kommen die Orizon-Zeitarbeitnehmer momentan auf einen durchschnittlichen Bruttolohn von 13,52 Euro. Prekäre Beschäftigung sieht anders aus!"

Attraktivität der Zeitarbeitsbranche

Ein steigender Mindestlohn und Branchenzuschlagstarife machen die Zeitarbeit attraktiver für Arbeitnehmer. Auf Unternehmensseite steigen dadurch die Lohnkosten, allerdings noch in einem vertretbaren Rahmen. Die steigende Zeitarbeitsnachfrage der Unternehmen trotz höherer Löhne zeigt, dass Unternehmen Zeitarbeit nicht wegen Dumping-Löhnen nutzen, sondern um ihre Flexibilität zu erhalten. "Es ist aber Vorsicht geboten", mahnt Traub, "gerade im Helferbereich müssen wir aufpassen, durch zu hohe Lohnsteigerungen nicht die Beschäftigungschancen von Langzeitarbeitslosen und Geringqualifizierten zu gefährden."

Hintergrundinfos zur Studie
Die Orizon GmbH hat 2014 zum dritten Mal die Studie "Arbeitsmarkt - Perspektive der Arbeitnehmer" durchgeführt. An der bevölkerungsrepräsentativen Online-Befragung nahmen dieses Jahr 2.051 Arbeitnehmer und Arbeitsuchende in Deutschland teil. Durchgeführt wurde die Studie von dem unabhängigen Marktforschungs- und Analyseunternehmen Lünendonk GmbH. Zur Gewährleistung der Repräsentativität wurden vorgegebene Quoten über die soziodemographischen Merkmale Alter, Geschlecht, Schulbildung und Bundesland etabliert. Verzerrungen wurden durch Gewichtung aufgehoben. Die Gewichtung erfolgte nach Mikrozensus.


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