14.06.2023 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: HUSS-MEDIEN GmbH.
65 Prozent der Befragten halten das Thema laut einer Pressemitteilung vom 5. Juni darin für sehr relevant; bei der Referenzstudie im Jahre 2020 waren es nur rund 54 Prozent gewesen. Für die aktuelle Studie wurden zwischen Oktober und Dezember 291 europäische Einkaufsverantwortliche befragt, wobei der Fokus auf dem D-A-CH-Raum lag.
Online-Seminar
Wir haben die Studie nun bereits zum zweiten Mal durchgeführt, um mehr über die Rolle des Einkaufs bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen zu erfahren. Die rege Teilnahme und das große Interesse zeigen, wie relevant das Thema ist, heute mehr denn je. Die aktuellen Studienergebnisse machen aber auch deutlich, dass der Einkauf sich derzeit in einem Spannungsfeld mit Fortschritten und Rückschritten bewegt,
erklärt Yvonne Jamal, Vorstandvorsitzende des JARO Instituts für Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
Nachhaltigkeit ist für viele Unternehmen und Organisationen der Studie zufolge noch immer ein sehr abstraktes Thema. Die Verantwortlichen tun sich oft schwer damit, die erforderlichen Veränderungen ganzheitlich anzugehen. Etwa ein Drittel der Studienteilnehmer hat eine nachhaltige Beschaffungsstrategie implementiert oder damit begonnen. Ein ähnliches Ergebnis zeigt sich bei der Schulung der eigenen Mitarbeiter. Aber nur zwölf Prozent haben laut der Erhebung Nachhaltigkeitskriterien in die Lieferantenbeurteilung integriert. Und gerade einmal rund sechs Prozent schulen die Lieferanten, wo doch Kooperation und Know-how-Transfer zentrale Erfolgsfaktoren für die Umsetzung einer nachhaltigen Beschaffungsstrategie sind. Hier gelte es, im Schulterschluss zwischen Management, Einkauf und Lieferanten strategische Ansätze und Lösungen zu entwickeln – basierend auf einer gründlichen Untersuchung der eigenen Ausgangslage und einer Wesentlichkeitsanalyse, argumentieren die Studienautoren.
Auch bei den Beschaffungsentscheidungen ist laut der Erhebung die Diskrepanz zwischen dem Bestreben nach Nachhaltigkeit und der tatsächlichen Implementierung im Einkauf ist groß. So liegen wichtige Entscheidungskriterien wie die Risikobewertung oder die Nachhaltigkeitsleistung von Lieferanten sowie die Lebenszyklusbetrachtung auf den hinteren Plätzen. Traditionelle Kriterien wie Qualität, Lieferzeit oder Anschaffungspreis werden derzeit als wichtiger eingeordnet, geprägt durch die Ad-hoc-Herausforderungen der Permakrise. Doch dies sei zu kurz gedacht, so die Studienautoren.
Eine robuste Lieferkette wird es in Zukunft nicht ohne Nachhaltigkeit geben. Damit ändert sich auch die Rolle des Einkaufs. Statt einer reinen Kostenbetrachtung geht es um die Investition in die Zukunft, denn mit der Nachhaltigkeitsleistung werden langfristig die Gewinne erzielt. Warengruppen- und Lieferantenmanagement werden zwei wichtige Zukunftsthemen sein,
ergänzt Prof. Dr. habil. Lisa Fröhlich, Professorin für Strategisches Beschaffungsmanagement an der CBS International Business School.
Mit Blick auf relevante Informationen von Lieferanten zeigt sich in der Erhebung erneut eine Diskrepanz zwischen Absicht und Verhalten. So sind Unternehmen und Organisationen nach eigener Aussage immer mehr dazu bereit, Nachhaltigkeit auch finanziell zu honorieren. 44 Prozent der Befragten würden höhere Preise für Anbieter zahlen, die sozial und ökologisch verantwortlich handeln. Weitere 35 Prozent würden dies teilweise tun. Dies bewerten die Studienautoren als positive Aussage, zeige sie doch, dass Nachhaltigkeit ein Wert beigemessen wird. Allerdings spiegele sich dies nicht entsprechend in der Umsetzung wider, etwa bei der Relevanz von Lieferanteninformationen für die Beschaffungsentscheidung. So schauen Beschaffungsverantwortliche heute eher auf Wirtschaftsdaten von Lieferanten (40 Prozent) als auf Umweltdaten (23 Prozent) oder eine Übersicht von Vorlieferanten (zwölf Prozent), um die Nachhaltigkeit über die gesamte Lieferkette hinweg zu betrachten. Im Vergleich zur Befragung aus dem Jahr 2020 hat die Betrachtung der Vorlieferanten sogar um 27 Prozentpunkte an Bedeutung verloren. Diese Entwicklung sei als sehr bedenklich einzustufen, da noch immer nicht der Mehrwert transparenter Lieferketten erkannt werde, heißt es vonseiten der Kooperationspartner.
Es gibt ihnen zufolge viel zu tun für Unternehmen, denn der Markt erwartet mehr Verantwortung. So sind Kundenanforderungen heute mit 82 Prozent der stärkste Treiber für nachhaltiges Handeln, gefolgt von der intrinsischen Motivation (81 Prozent), klaren Arbeitsanweisungen (77 Prozent) oder gesetzlichen Regulierungen (75 Prozent). Allerdings braucht es bei der Umsetzung noch Unterstützung. So muss unter anderem über den strategischen Einkauf eine Risikobewertung und ein entsprechender Rahmen für den Einkauf festgelegt werden. So können Verantwortliche in der operativen Beschaffung beispielsweise konkret dabei unterstützt werden, auf den ersten Blick abstrakte Nachhaltigkeitskonzepte praktisch in ihren Prozessen umzusetzen, beispielsweise durch Weiterbildungsangebote. Ebenso braucht es eine analytische Hilfestellung, welche den Wert von Nachhaltigkeit in der täglichen Beschaffung greifbar macht.
Die großen Schritte machen wir nur gemeinsam, denn Nachhaltigkeit ist ganz klar auch ein Vernetzungsthema zwischen Einkauf und Anbietern. Nur wenn Unternehmen ihre Vorlieferanten und ihre Lieferketten genau kennen, können sie Risiken minimieren und ihrer Verantwortung gerecht werden. Hierfür braucht es vor allem Transparenz über die Vernetzung von Lieferketten, Daten über die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien sowie die Bereitschaft des Einkaufs, diese Informationen stärker in Entscheidungen einzubeziehen,
erklärt Eva Winkler, Sustainability Product Manager bei Unite.
Bild: Min An (Pexels, Pexels Lizenz)
Themen
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