18.10.2024 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Mercer Deutschland GmbH.
Faktoren wie die demografische Entwicklung mit steigender Lebenserwartung und nach wie vor konstant niedrigen Geburtenraten sowie die steigenden Kosten der sozialen Sicherung haben den Druck auf die Staatshaushalte insgesamt und die gesetzliche Rente erhöht. Aber auch die betriebliche und private Altersversorgung steht vor Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Das Altersvorsorgesystem der Niederlande schneidet in diesem Umfeld erneut am besten ab. Island und Dänemark liegen auf den Plätzen zwei und drei. Deutschland konnte sich in der Gesamtbewertung des Mercer CFA Institute Global Pension Index 2024 (MCGPI) mit 67.3 von 100 Punkten gegenüber dem Vorjahr (66.8 Punkte) leicht verbessern, liegt aber mit dem 20. Platz (Vorjahr Rang 19) eher im Mittelfeld.
Regierungen und Arbeitgeber sind bestrebt, die steigenden Kosten der Altersversorgung zu kontrollieren und ihr Risiko zu verringern. Daher bewegen sich weltweit die Systeme der betrieblichen Altersversorgung von leistungsorientierten hin zu beitragsorientierten Plänen. Der vorliegende Bericht untersucht die Chancen und Herausforderungen, die mit der zunehmenden Bedeutung dieser Systeme verbunden sind.
„Der anhaltende Wechsel zu beitragsorientierten Pensionsplänen bringt viele Herausforderungen für die Finanzplanung mit sich, auf die sich die Rentner von morgen vorbereiten müssen,“ sagte Margaret Franklin, Präsidentin und CEO vom CFA Institute. „Beitragsorientierte Pläne verlangen vom Einzelnen komplexe Finanzplanungsentscheidungen, die sich erheblich auf seine finanzielle Situation auswirken können. Viele Menschen sind jedoch nur unzureichend darauf vorbereitet, diese Entscheidungen zu treffen. Unser Index zeigt auf, welche Lücken bezüglich der langfristigen finanziellen Sicherheit und der Beratung für die zukünftigen Rentenbezieher bestehen. Der Bedarf an qualifizierten und verantwortungsvollen Finanzberatern wird wieder deutlich. Deshalb haben wir neue Initiativen im Bereich der privaten Vermögensverwaltung gestartet, um diese Lücke zu schließen.“
Trotz dieser Herausforderungen werden die höhere Flexibilität und Individualisierung, die beitragsorientierte Programme bieten, angesichts der steigenden Lebenserwartung der Menschen und veränderter Erwerbsbiografien von entscheidender Bedeutung sein. Die Ruhestandsplanung und die Altersabsicherung müssen an die geänderten Rahmenbedingungen angepasst werden. Viele Menschen gehen allmählich in den Ruhestand oder kehren eventuell sogar nach einem ersten Ruhestand in einer anderen Funktion ins Berufsleben zurück. Beitragsorientierte Pläne bieten zudem wichtige Vorteile für Leiharbeiter, die bei traditionellen leistungsorientierten Systemen nicht berücksichtigt werden.
„Erhebliche Reformen der Rentensysteme sind erforderlich, um die finanziellen Bedürfnisse der zukünftigen Rentner und ihre sich wandelnden Erwartungen an die Arbeit zu erfüllen,“ kommentierte Dr. David Knox, Hauptautor des Berichts und Senior Partner bei Mercer. „Es gibt keine Einzellösung, um die Rentensysteme auf eine solidere Grundlage zu stellen. Jetzt ist es an der Zeit, dass Regierungen, politische Entscheidungsträger, die Anbieter für private und betriebliche Altersversorgung (z. B. Pensionskassen und Versicherer) sowie Arbeitgeber zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass ältere Menschen einen ähnlichen Lebensstil beibehalten können, wie sie ihn in ihren Arbeitsjahren geführt haben.“
Im diesjährigen Index erzielte Deutschland mit 67.3 eine leicht höhere Punktzahl als in den vergangenen Jahren, rutschte jedoch im Ländervergleich um einen Rang nach unten auf den 20. Platz. Obwohl das deutsche Rentensystem, bestehend aus gesetzlicher Rente, privater und betrieblicher Altersversorgung, mit Rang 9 in der Sub-Kategorie „Angemessenheit“ gut abschneidet, erzielt es in der Sub-Kategorie „Nachhaltigkeit“ – und hier geht es in erster Linie um die Frage, wie zukunftssicher das System eingeschätzt wird – nur den 33. Rang und kommt auch in der Kategorie „Integrität“ nur auf den 27. Platz. Wesentliche Gründe hierfür sind unter anderem das umlagefinanzierte System der gesetzlichen Rentenversicherung sowie eine anders als in anderen Ländern lediglich freiwillige Ausfinanzierung der betrieblichen Altersversorgung.
„Unser umlagefinanziertes Rentensystem gerät durch die Kombination aus niedriger Geburtenrate und steigender Lebenserwartung sowie steigender Kosten des sozialen Sicherungssystems immer mehr unter Druck,“ sagt Michael Sauler, Leiter Wealth bei Mercer Deutschland. „Entsprechend steigt die Notwendigkeit von zusätzlichen, beitragsorientierten und nachhaltig finanzierten Pensionsplänen, wie sie die betriebliche Altersversorgung bieten. Die Unternehmen haben diese Herausforderungen zumeist erkannt und bieten ihren Mitarbeitenden interessante Altersversorgungskonzepte, nicht zuletzt, um auf diese Weise Mitarbeiterbindung und die Differenzierung zum Wettbewerb zu verbessern. Zudem erhöhen die Unternehmen freiwillig den Ausfinanzierungsgrad ihrer Pensionen und tragen so dem Aspekt einer nachhaltigen Altersversorgung Rechnung.“
„Deutschland hat weiterhin mit einer schwierigen Altersentwicklung im Umlagesystem zu kämpfen“, sagt Susan Spinner,“ Geschäftsführender Vorstand bei CFA Society Germany. „Das erschwert die Finanzierung unseres Rentensystems. Eine Möglichkeit, dieser ungünstigen Situation entgegenzuwirken, bleibt der Ausbau und die Leistungssteigerung der nichtstaatlichen betrieblichen und privaten Altersvorsorge. Die Bereitschaft der Bevölkerung, in solchen Einlagen zu investieren, nimmt zu. Sie sollte jedoch durch intelligentere Anreize noch stärker gefördert werden.“
Die Niederlande erzielten den höchsten Gesamtindexwert (84,8), dicht gefolgt von Island (83,4) und Dänemark (81,6). Auf das niederländische Rentensystem wirkt sich weiterhin positiv aus, dass es von einer kollektiven leistungsorientierten Struktur zu einem individuelleren beitragsorientierten Ansatz übergegangen ist und das Land über strenge Vorschriften und Unterstützung für künftige Rentenbezieher verfügt.
Der Index basiert auf dem gewichteten Durchschnitt der Teilindizes für Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität. Die höchsten Werte für jeden Teilindex erzielten die Niederlande für Angemessenheit (86,3), Island für Nachhaltigkeit (84,3) und Finnland für Integrität (90,8).
Der Global Pension Index vergleicht die Altersversorgungssysteme auf der ganzen Welt und zeigt Mängel in den einzelnen Systemen auf. In diesem Jahr vergleicht der Global Pension Index 48 Altersversorgungssysteme auf der ganzen Welt, inklusive seit neuestem auch Vietnam und deckt knapp 65 Prozent der Weltbevölkerung ab.
Der Global Pension Index ist ein gemeinschaftliches Forschungsprojekt, das vom CFA Institute und Mercer gesponsort wird und das unterstützt wird vom Monash Centre for Financial Studies (MCFS). Weitere Informationen zum Mercer CFA Institute Global Pension Index finden Sie hier.
Bild: Marcus Aurelius (Pexels, Pexels Lizenz)
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