Online-Weiterbildung
Präsenz-Weiterbildung
Produkte
Themen
Dashöfer

Kranke Zeiten: hoher Krankenstand bei Zeitarbeitern

20.07.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: PersonalGate.

Ihre Branche hat nach wie vor keinen guten Ruf, doch sie sind gefragter denn je: Zeitarbeiter.

Mitte 2010 waren bundesweit rund 806.000 Arbeitsuchende an Betriebe entliehen. Die Unternehmen nutzen die Zeitarbeit, um bei Auftragsspitzen oder projektbezogen einstellen und entlassen zu können, für die befristeten Arbeitnehmer ist es meist nur eine Notlösung aus der Arbeitslosigkeit: Obwohl für sie seit Mai 2011 gesetzliche Mindestlöhne gelten (7,79 Euro pro Stunde im Westen, 6,65 Euro im Osten), gehen Arbeitsplatzunsicherheit, mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten, die Wechsel der Einsatzorte und -bereiche sowie die Entlohnung auf die Nerven und auf die Knochen. Mit Folgen: Zeitarbeit macht krank, bestätigen neue Zahlen der Techniker Krankenkasse (TK).

Zeitarbeiter sind generell mehr arbeitsunfähig (AU) als Beschäftigte in anderen Branchen. 2010 war jeder Leiharbeiter in Deutschland durchschnittlich 15 Tage krankgeschrieben, bei konventionellen Arbeitnehmern waren es gut 3,5 Tage weniger. Hauptsächlich deshalb, weil Zeitarbeiter oftmals in körperlich belastenden Tätigkeiten beschäftigt sind, die erfahrungsgemäß mit erhöhten Fehlzeiten einhergehen. Etwa ein Drittel der Differenz hat seine Ursache aber in der Zeitarbeit selbst.

Krank ist Andreas T. nicht geworden, aber die 18 Monate Zeitarbeit haben ihn ganz schön geschlaucht. "Es war eine turbulente Zeit. Ich war in drei verschiedenen Betrieben als Lagerist eingesetzt, musste deshalb auch viel pendeln. Das ging an die Substanz", erinnert sich der 27-Jährige.

Finanzielle Unsicherheit, keine Zukunftsplanung - viele Leiharbeiter leiden unter Existenzangst. Nur sieben Prozent der vorher arbeitslosen Leiharbeiter schaffen den Sprung in einen festen Job. Dass die Aussichten am Nervenkostüm zerren, spiegelt sich in den Krankheitsdaten wider. Psychische Störungen gehören zu den Hauptursachen für Fehlzeiten. 2010 meldete sich jeder Zeitarbeiter im Durchschnitt knapp zwei Tage psychisch bedingt arbeitsunfähig. Binnen zwei Jahren sind die Fehlzeiten unter psychischen Diagnosen um zwölf Prozent gestiegen.

Der Druck lastet aber nicht nur auf der Psyche, sondern auch auf den Schultern. Muskel-Skelett-Erkrankungen sind Spitzenreiter bei den Diagnosen unter Zeitarbeitern. Sie verursachten 2010 pro Kopf 3,4 Fehltage.

Als Lagerist rangiert Andreas T. im oberen Drittel, zumindest was den Krankenstand im Berufsvergleich betrifft. Männliche Zeitarbeitnehmer, die im Lager- und Transportwesen arbeiten, waren 2010 16,5 Tage krankgeschrieben. Typischerweise führen körperlich belastende Arbeiten zu höheren Fehlzeiten als Bürotätigkeiten. Deshalb überrascht es nicht, dass Elektromonteure (18,7 AU-Tage), Schlosser (19,1 Tage) und Rohrinstallateure (21,9 Tage) das Feld bei den Männern anführen. Letztere hatten dabei 25 Prozent mehr krankheitsbedingte Fehltage als festangestellte Installateure. Warum? "Wir wissen, dass viele Leiharbeiter in den einzelnen Berufssparten für die weniger wertigen, schwereren Arbeiten eingesetzt werden. Fällt einer von ihnen krankheitsbedingt aus, ist es für den Entleiher einfacher, einen neuen Mitarbeiter über die Zeitarbeitsfirma zu bekommen, als wenn das Stammpersonal ausfällt", sagt Wiebke Arps vom betrieblichen Gesundheitsmanagement der TK. Etwas anders sieht es bei den zeitarbeitenden Frauen aus. Unter ihnen fehlten die Werbefachfrauen (19,5 Tage), die Lagerarbeiterinnen (19,1 Tage) und die Buchhalterinnen (18,2 Tage) krankheitsbedingt am meisten.

Andreas T. hat es geschafft. Seit 1. Juni 2011 ist er bei einem großen deutschen Unternehmen fest angestellt. Diese Chance hätte er ohne die Zeitarbeit wahrscheinlich nicht bekommen. "Auf den Stress hätte ich aber gut verzichten können", sagt er. Damit es seinen Kollegen in Zukunft besser geht, muss mehr Fürsorge für die Leiharbeiter her. Arps: "Es wäre schön, wenn die Entleiher die Zeitarbeiter an Maßnahmen zur Gesundheitsförderung teilnehmen ließen und sich mehr für deren Zufriedenheit einsetzten. Auch von den Zeitarbeitsfirmen sollte eine bessere Betreuung im Überlassungsprozess kommen."

Quelle: TKK
nach oben
FAQ