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Jeanne d’Arc – die Geschichte der Jungfrau von Orléans

16.08.2023  — Samira Sieverdingbeck.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Von 1337 bis 1453 befand sich Frankreich im Hundertjährigen Krieg, einem langwierigen Konflikt zwischen dem englischen und französischen Königshaus. Jeanne d'Arc, die auch als Johanna von Orléans bekannt ist, spielte darin eine wichtige und einzigartige Rolle.

Im Jahr 1412 wird Jeanne d‘Arc in Domrémy, östlich von Paris, geboren. Sie wächst als Tochter eines reichen Bauern auf. Der Krieg, die tägliche Gewalt und die dadurch verursachte Unsicherheit beeinflussen ihr Leben und den Alltag der Franzosen und Französinnen.

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Als Jeanne 14 Jahre alt ist, hört sie zum ersten Mal Stimmen. Zuerst hat sie große Angst, doch später meint sie zu erkennen, dass Gott durch Heilige zu ihr spricht: Jeanne soll Frankreich von den englischen Feinden befreien. Drei Jahre später, mit knapp 17 Jahren, folgt Jeanne d‘Arc dem Ruf der Stimmen. Sie reist in die nahegelegene Stadt Vaucouleurs und wendet sich an Robert de Baudricourt. Der Stadtkommandant soll ihr helfen zum französischen Thronerben zu gelangen, um mit ihm über Jeannes göttlichen Auftrag zu sprechen. Doch Baudricourt will von der jungen Frau und den Stimmen, die sie hört, nichts wissen. Er weist sie ab. Jeanne d‘Arc hält jedoch an ihrem Plan fest. Sie bleibt in Vaucouleurs, trägt von nun an Männerkleider und schneidet sich die Haare kurz. Historiker vermuten, dass sie in dieser Zeit auch das Kämpfen lernt.

Die Hartnäckigkeit lohnt sich

Schließlich gibt Baudricourt nach. Von einer Eskorte beschützt und mit einem Empfehlungsschreiben in der Tasche, schickt er Jeanne zu Charles VII. Der Thronfolger ist nicht begeistert von der willensstarken Frau in Männerkleidern, doch er ist sich der misslichen Lage Frankreichs bewusst. Schon seit Monaten belagern die Engländer Orléans, das Tor zum Süden Frankreichs, der letzten Bastion der französischen Krone.

Also lässt Charles Jeannes Aussagen untersuchen. Kleriker befragen sie zu ihrem Glauben und zu den Stimmen, die sie hört. Um sicher zu gehen, dass es sich tatsächlich um göttliche und nicht um teuflische Stimmen handelt, lässt Charles feststellen, ob Jeanne noch Jungfrau ist. Grund dafür ist der verbreitete Glaube, dass der Teufel keine Frau, mit der er Kontakt hatte, als Jungfrau zurücklasse. Jeanne bleibt über alle Zweifel erhaben. Im April 1428 lässt Charles sie mit einer kleinen Armee nach Orléans ziehen.

Dort angekommen sind die militärischen Befehlshaber alles andere als begeistert von Jeanne d‘Arc. Sie ist jung, bürgerlich und noch dazu eine Frau. Doch sie stürzt sich in die Schlacht. Selbst nachdem sie verwundet wird, kämpft sie eisern weiter und motiviert dadurch auch die übrigen Soldaten der französischen Truppen. Ihre Entschlossenheit zahlt sich aus – die Engländer ziehen sich zurück, Orléans ist frei. Die triumphale Schlacht macht Jeanne d’Arc zur „Jungfrau von Orléans“.

Der Fall nach dem Erfolg

1429 steht Jeanne bei der Krönung von Charles VII. neben dem Hochaltar. Als Zeichen seiner Dankbarkeit erhebt der König sie in den Adelsstand. Doch die Erfolge sind bald vorbei. Während Jeanne weiter Krieg gegen die Engländer führen möchte, um sie endgültig aus Frankreich zu vertreiben, setzen der König und seine Berater auf Diplomatie. Sie wollen mit den Gegnern verhandeln und den kostspieligen Krieg beenden. Als die Befreiung von Paris unter Jeannes Führung scheitert, wendet sich der König endgültig von ihr ab. Ohne den königlichen Schutz ist sie leichte Beute für ihre Gegner. 1430 wird sie gefangen genommen und an die Engländer ausgeliefert.

Im englisch besetzten Rouen, im Norden Frankreichs, beginnt 1431 ihr Inquisitionsprozess. Ankläger sind die Engländer, aber auch die Kirche – der Prozess ist sowohl von politischer als auch religiöser Bedeutung. Jeanne wird der Häresie, dem Abweichen von der kirchlichen Meinung, beschuldigt. Den Vorwurf der Hexerei kann das Gericht nicht aufrechterhalten, denn Jeanne ist immer noch Jungfrau – sie war also nicht im Kontakt mit dem Teufel. Stattdessen wird sie wegen dem Verstoß gegen die göttliche Ordnung angeklagt, hauptsächlich weil sie Männerkleidung trägt.

Der Prozess ist einer der bestdokumentierten seiner Zeit. Jeanne verliert weder ihren Eigensinn noch ihren Mut. Einen Verteidiger lehnt sie ab. Sie beruft sich nach wie vor auf die Stimmen und den göttlichen Auftrag, der ihr durch sie erteilt wurde. Doch sie hat keine Chance. Ihre Art und ihr Handeln haben die traditionelle Ordnung durcheinandergebracht. Am 30. Mai 1431 wird Jeanne d'Arc auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Aus Sorgen, die Franzosen könnten ihre Asche verehren, wird sie in der Seine verstreut.

Eine zeitlose Ikone

Heute ranken sich zahlreiche Theorien um die Stimmen, die Jeanne d’Arc gehört hat. Ob sie auf eine psychische Krankheit zurückzuführen sind oder doch nur als Mittel zum Zweck erfunden wurden, lässt sich nicht nachweisen. Nichtsdestotrotz bleibt Jeanne d'Arc eine zeitlose Heldin, die für Mut, Entschlossenheit und Glauben steht. Ihre außergewöhnliche Fähigkeit, in einer von Männern dominierten Welt mutig aufzutreten, macht sie zu einer Ikone ihrer und unserer Zeit.


Das Historial Jeanne d'Arc stellt auf moderne Weise die Geschichte der Jungfrau von Orléans dar. Das Museum setzt auf Lichteffekte, Projektionen und Displays. Falls Sie zufällig nach Rouen kommen, sollten Sie es sich nicht entgehen lassen!

Bild: Steve Johnson (Unsplash, Unsplash Lizenz)

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