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EY-Studie offenbart dringenden Reformbedarf für den Standort Deutschland

24.10.2024  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Ernst & Young GmbH.

Die deutsche Wirtschaft fordert dringend umfassende Reformen in vielen (system-)relevanten Bereichen, unter anderem Bildung, Rente, politische Rahmenbedingen oder Energiekosten.

Reformen sind essenziell notwendig, um den Standort Deutschland zu stärken – so die einhellige Meinung der Wirtschaftslenker. Dies geht aus der EY-Studie „Die Zukunft der deutschen Wirtschaft 2024“ hervor, die auf einer Umfrage unter 110 Großunternehmen in Deutschland basiert. Befragt wurden Inhaber und Top-Manager, jedes dritte befragte Unternehmen ist börsennotiert.
Jan Brorhilker, Managing Partner des Geschäftsbereichs Assurance von EY in Deutschland, resümiert: „Deutschland befindet sich am Scheideweg. Unser Land muss auf nahezu allen Gebieten besser werden. Die Unternehmen wollen Wachstum ermöglichen und somit ihre Zukunftsfähigkeit sicherstellen. Jedoch gibt es derzeit zu viele Hemmnisse, die dringend verbessert werden müssen. Zu viele Reformen wurden in den vergangenen Jahren verschlafen – jetzt wird es höchste Zeit, die Dinge anzupacken.“

Besonders prägnant sind die Umfrageergebnisse in den Bereichen Bildung, Fachkräftemangel und demografischer Wandel. Außerdem fällt auf, dass das Vertrauen in die Handlungsstärke der aktuellen Bundesregierung generell derzeit sehr gering ist. Jan Brorhilker erklärt: „Fast zwei Drittel der befragten Unternehmer kritisiert die derzeitige Geschwindigkeit der politischen Entscheidungsfindung und -umsetzung. Knapp 80 Prozent der Befragten glauben nicht, dass die aktuelle Regierung unserer Volkswirtschaft einen Sprung nach vorne ermöglichen wird. Als Wirtschaftsprüfer kennen wir die Sorgen und Nöte der Unternehmer sehr genau. Die Studie bestätigt den Eindruck aus den persönlichen Gesprächen, die wir als Prüfer und Berater mit unseren Mandanten führen.“

„Bildung ist essenziell“

Die Qualifikationen von Schul- und Hochschulabsolventen entsprechen immer weniger den Erwartungen der Unternehmen. Bei den Schulabsolventen stimmen mehr als 70 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass die Fähigkeiten der Schulabgänger nicht den geforderten Standards entsprechen, während 50 Prozent der Unternehmen dies sogar bei Hochschulabsolventen bemängeln. Die Erwartungen an die Bildungssysteme werden zunehmend enttäuscht. Es zeigt sich, dass sowohl Schulen als auch Universitäten nicht mehr ausreichend auf die Arbeitswelt vorbereiten. Und das vor dem Hintergrund, dass die Unternehmen mehrheitlich gute Bildung als Mittel gegen den Fachkräftemangel ansehen.

Jan Brorhilker dazu: „Die Kritik der Wirtschaft am Bildungsniveau von Hochschulabsolventen ist besonders alarmierend. Sie zeigt, dass unser Bildungssystem – sowohl in den Ausbildungsberufen als auch in der akademischen Laufbahn – dringend ins 21. Jahrhundert transformiert werden muss.“

„Rentensystem reformbedürftig“

Die Studie wirft auch ein alarmierendes Licht auf die Verfasstheit und Wahrnehmung des deutschen Rentensystems. Ganze 90 Prozent der Befragten stimmen der These zu, dass das Rentensystem grundlegend neu aufgestellt werden muss – ein unüberhörbarer Ruf nach Reformen. Noch drastischer: 82 Prozent glauben, dass das System in seiner jetzigen Form zu wachsender Altersarmut führt, und 87 Prozent stimmen zu, dass das Rentensystem kollabieren wird. Eine mögliche Lösung kann die Erweiterung des Rentensystems um eine kapitalmarktorientierte Komponente sein, dafür sprechen sich die Hälfte der Befragten aus

„Übermaß an Regulierung“

Die Studie verdeutlicht zudem den Unmut vieler Unternehmen über die Geschwindigkeit politischer Entscheidungsfindung in Deutschland: 94 Prozent der Befragten sehen diese als wirtschaftshemmend an. Unter anderem ist nach Ansicht von fast der Hälfte der Unternehmen das Lieferkettengesetz ein Hemmnis für ihre wirtschaftliche Entwicklung.

Generell bringt die Befragung zum Vorschein, dass politische Prozesse und Regulierungen von vielen als Bremsklotz für die Wirtschaft wahrgenommen werden – ein Appell an die Politik, effizientere und Unternehmensfreundlichere Entscheidungen zu treffen.

Die Diskrepanz zwischen dem Vertrauen in das allgemeine Wirtschaftswachstum und dem Vertrauen in die Bundesregierung ist auffällig. Während die Mehrheit der Befragten generell optimistisch auf eine wirtschaftliche Erholung schaut, traut ein erheblicher Teil (78 Prozent) der Befragten der aktuellen Regierung nicht zu, diesen Aufschwung aktiv zu unterstützen oder gar herbeizuführen. Diese Ergebnisse verdeutlichen eine starke Skepsis gegenüber der politischen Führung.

All dies hat Auswirkungen auf die Investitions-Planungen der Unternehmen. Während 72 Prozent der Befragten explizit verneinen, dass sie planen, weitere Standorte in Deutschland zu eröffnen, stimmen 45 Prozent eher bzw. sehr stark zu, dass sie neue Standorte im Ausland planen.

Bild: Tom Fisk (Pexels, Pexels Lizenz)

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