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Deutschlands Mittelstand – tragende Wirtschaftssäule gerät unter Stress

19.08.2024  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V..

Der Mittelstand ist auch in Krisenzeiten eine tragende Säule der deutschen Volkswirtschaft – das hat jetzt das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn bestätigt. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht darin allerdings keinen Selbstläufer.

Nach Angaben des renommierten Bonner Instituts fallen mehr als 3,4 Millionen Betriebe mit maximal 249 Beschäftigten in Deutschland unter die KMU-Definition der Europäischen Kommission – das sind mehr als 99 Prozent aller Unternehmen der Privatwirtschaft. Laut IfM trugen sie im Jahr 2022 insgesamt 55,7 Prozent zur gesamten Nettowertschöpfung aller Betriebe in Deutschland bei. Sie beschäftigten mehr als die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hierzulande und bildeten über 70 Prozent aller Azubis aus. Die Statistik dazu gibt es unter www.ifm.org.

Tatsächlich sei die volkswirtschaftliche Bedeutung des Mittelstands in Deutschland allerdings höher, betont das IfM. Das Institut zählt auch Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten zum Mittelstand, soweit deren Eigentum und Leitung in der Hand von maximal zwei natürlichen Personen oder deren Familienangehörigen liegen. Der Beitrag der größeren Familienunternehmen, bei denen die Einheit von Eigentum und Leitung gegeben sei, könne aus den amtlichen Statistiken nicht abgelesen werden, so das IfM. Bei der letzten Schätzung im Jahr 2019 habe die Gesamtzahl der Familienunternehmen bei rund 3,2 Millionen gelegen.

Vielfalt und Eigenverantwortung

"Der Mittelstand ist eine starke Säule der deutschen Wirtschaft und bereichert sie durch seine große Vielfalt", bestätigt DIHK-Mittelstandsexperte Marc Evers das Bild, "vom Kiosk bis hin zum international erfolgreichen Familienunternehmen in der Industrie." Gemeinsam sei ihnen, dass die Eigentümer und Eigentümer-Familien ihr Unternehmen selbst managten und für Erfolg wie für Misserfolg geradestünden.

Als in dieser Form international einzigartig bewertet Evers etwa, dass im deutschen Mittelstand mehr als 1.500 "Hidden Champions" in ihren Nischen in den Weltmärkten ganz vorn rangieren. In den USA gebe es gerade einmal 350 dieser "heimlichen Weltmeister", betont er.

Allerdings: "Die immer größeren wirtschaftlichen Unwägbarkeiten infolge von Pandemie und Krieg, aber auch aufgrund schwankender Wirtschaftspolitik, einer immer dichteren Regulierung und dem zunehmenden Fachkräftemangel setzen den Mittelstand besonders unter Stress", warnt Evers. "Das zeigen unsere Unternehmensbefragungen. Viele KMU verfügen nicht über Spezialabteilungen zur Bewältigung dieser Herausforderungen. Und die entsprechenden Ressourcen fehlen dann den Unternehmenslenkerinnen und -lenkern für Innovationen."

Mehr als eine Viertelmillion Betriebe in Gefahr

Die Konsequenzen würden etwa bei der Unternehmensnachfolge deutlich, berichtet der DIHK-Mittelstandsexperte unter Verweis auf den DIHK-Report Unternehmensnachfolge 2024: Demnach schätzt die DIHK, dass in den kommenden fünf Jahren über 250.000 Betriebe in ihrer Existenz gefährdet sein könnten – nicht nur, weil die Suche nach geeigneten Interessentinnen und Interessenten fehlschlägt, sondern auch aufgrund zunehmender Bürokratie, Unsicherheit und Kosten.

"Die Politik hat es in der Hand, das Wirtschaften insgesamt zu unterstützen und nicht auszubremsen", mahnt Evers. "Gefragt sind verlässliche wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, mehr unternehmerische Freiheiten, wettbewerbsfähige Steuerlasten, eine zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung sowie deutlich und spürbar weniger Bürokratie."

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