Menschen mit geringem Einkommen haben größtes Risiko, einsam zu sein

05.02.2025  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: DIW Berlin.

Die Zahl der Menschen in Deutschland, die sich einsam fühlen, hat mit der Corona-Pandemie deutlich zugenommen. Gaben im Jahr 2017 rund 14 Prozent der Bevölkerung an, manchmal oder häufiger einsam zu sein, lag der Wert nach den pandemiebedingten Lockdowns mit 19 Prozent auf einem deutlich erhöhten Niveau. Ein gemeinsamer Faktor für Einsamkeit ist den Daten zufolge ein niedriges Einkommen.

Dies sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), für die rund 15 000 Haushalte von Mai 2021 bis Februar 2022 befragt wurden. „Der starke Anstieg an einsamen Menschen ist zwar sicherlich noch den Nachwirkungen der strikten Kontaktbeschränkungen geschuldet, aber nichtsdestotrotz besorgniserregend. Denn Einsamkeit ist die Ursache für viele Krankheiten und psychische Leiden“, konstatiert Studienautorin Theresa Entringer vom Sozio-oekonomischen Panel (SOEP), die zusammen mit Barbara Stacherl und Linda Kumrow die Studie erstellt hat.

Ziel muss es sein, Einsamkeit, analog zu Stress, als zentrales Gesundheitsrisiko wahrzunehmen.

Grafik zeigt die Einsamkeit in Deutschland 2021/2022

© DIW; für Großansicht bitte anklicken

Die Untersuchung, basierend auf aktuellen Daten des SOEP, unterscheidet zwischen verschiedenen Facetten der Einsamkeit (Alleinsein, soziale Isolation und Ausgeschlossenheit) und errechnet daraus einen Einsamkeitsindex. Mehr als die Hälfte der in Deutschland lebenden Menschen gab an, sich manchmal oder häufiger allein zu fühlen (56 Prozent). Weniger verbreitet waren dagegen Gefühle von sozialer Isolation (20 Prozent) oder Ausgeschlossenheit (28 Prozent). Überraschenderweise haben sich die regionalen Unterschiede im Einsamkeitsempfinden verändert. „Entgegen früherer Studien finden wir kein Ost-West-Gefälle mehr: Einsamkeit ist in den aktuellen Daten regional ähnlich verteilt. Unterschiede finden sich aber in der Facette Alleinsein, die im Westen und Süden Deutschlands häufiger vorkommt als im Osten“, berichtet Co-Autorin Barbara Stacherl.

Zielgerichtete Angebote für Risikogruppen und Betroffene

Neben der regionalen Verteilung haben sich die Autor*innen auch mit besonderen Risikoprofilen beschäftigt. Die Analysen zeigen, dass vor allem Personen mit einem Einkommen unterhalb des Medians von Einsamkeit betroffen sind, insbesondere Männer mit Migrationshintergrund. „Für Einsamkeit spielen neben persönlichen Merkmalen auch soziodemografische Merkmale eine maßgebliche Rolle. Einsamkeit kann jeden treffen“, erklärt Studienautorin Barbara Stacherl. Und Theresa Entringer ergänzt:

Um Einsamkeit effektiv zu bekämpfen, bedarf es eines umfassenden Ansatzes, der das Gesundheitsrisiko von Einsamkeit verdeutlicht und zur Entstigmatisierung des Themas beiträgt.

Aufklärung sei genauso wichtig wie gezielte Ansprache von Risikogruppen, insbesondere Menschen mit geringen Einkommen und Migrationshintergrund, sowie zielgruppenspezifische Angebote für Betroffene. Außerdem sollten Einsamkeitsbelastungen besonders bei politischen Entscheidungen, die die soziale Teilhabe betreffen, berücksichtigt werden.

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Bild: Marek Studzinski (Unsplash, Unsplash Lizenz)

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