28.01.2019 — Jasmin Dahler. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Beinahe 60 % der Deutschen pendeln eine Stunde oder mehr zur Arbeit.1 Zeit, die zwar bei der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln durchaus sinnvoll genutzt werden kann, aber nicht frei zur Verfügung steht. Und wussten Sie, dass nicht nur wertvolle Zeit verloren geht, sondern auch die psychische Gesundheit durchs Pendeln gefährdet wird? Die AOK konnte feststellen, dass die Fehltage von Arbeitnehmern aufgrund einer psychischen Belastung bei Pendlern deutlich höher liegen.2 Ein Umzug näher an den Arbeitsplatz ist nicht immer möglich, umso verlockender ist die Aussicht, gleich ganz von zu Hause aus zu arbeiten.
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Das zeitfressende Pendeln ist also ein Problem, welches durch die Möglichkeit Home-Office wegfällt. Kein morgendliches hektisches Gerenne zur Bahn oder nervenaufreibende Staus. Der Morgen beginnt deutlich entspannter und nach einem erfolgreichen Arbeitstag muss kein langer Heimweg den Feierabend vermiesen. Zusätzlich fällt der Stress, der durch schlechte Witterungsverhältnisse entstehen kann, weg.
Insbesondere für Arbeitnehmer*innen mit jüngeren Kindern kann ein Home-Office die ideale Lösung sein, um Familienleben und Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Kinder können abends ins Bett gebracht werden und danach noch die restliche Arbeit erledigt werden. Sollte das Kind aus gesundheitlichen Gründen zuhause bleiben müssen, ist durch die gegebene Flexibilität keine Krankmeldung beim Arbeitgeber nötig, um das Kind pflegen zu können. Somit erleichtert die Möglichkeit Home-Office Arbeitnehmer*innen auch nach der Elternzeit ein schnelleres Zurückkehren ins Berufsleben, da Kinderbetreuung und Beruf parallel stattfinden können.
Auch Ablenkung kann durch das Arbeiten im Home-Office verringert werden. Wer kennt es nicht? Eigentlich wird konzentriert an einer Aufgabe gearbeitet, aber dann kommt der Kollege oder die Kollegin aus dem Nebenraum und möchte einen kurzen Plausch halten oder auf dem Flur entsteht ein lautes Gespräch mit viel Gelächter. Zuhause im eigenen Büro kann deutlich konzentrierter gearbeitet werden. Des Weiteren müssen sich der Arbeitnehmer und die Arbeitnehmerin keine Gedanken um den Schnupfen des Kollegiums machen, die Ansteckungsgefahr zuhause ist deutlich geringer.
Wer seinen Arbeitgeber davon überzeugen möchte, dass ein Home-Office durchaus sinnvoll ist, der sollte folgendes Argument vorbringen: Die Leistung steigt um 13 %.3 Zusätzlich steigt die Zufriedenheit des Arbeitnehmers mit der eigenen Arbeit, da er ja effektiver ist. Die Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit und die Unterstützung durch den Arbeitgeber erhöhen dann auch noch die Personalbindung.
Darüber hinaus werden die Aufgaben in der Regel im Home-Office schneller und sorgfältiger erledigt. Außerdem melden sich Arbeitnehmer, die von zu Hause aus arbeiten, seltener krank.
Sogar Kosten kann der Arbeitgeber sparen, aber Achtung — trotz Heimarbeit hat der Arbeitgeber dennoch die üblichen Pflichten gegenüber dem Arbeitnehmer. Zum Beispiel gelten weiterhin das Arbeitszeitgesetz4 und die Arbeitsschutzbestimmungen5.
Das wohl größte Problem: Nicht jeder Arbeitnehmer hat die Möglichkeit, sich ein Home-Office, welches den gesetzlichen Bestimmungen entspricht, einzurichten. Eine kleine Wohnung oder eine WG steht der Arbeit von zuhause aus schnell im Weg. Gemäß der Arbeitsstättenverordnung6 muss es einen fest eingerichteten Bildschirmplatz für das Home-Office geben.
Arbeitszeiten und das Erledigen von Aufgaben können nicht immer kontrolliert werden, Vertrauen ist ein wichtiger Faktor. Ist der Arbeitnehmer nicht erreichbar, ist der Frust schnell groß. Daher sollten von vornherein Kernarbeitszeiten festgelegt werden, in denen der Arbeitnehmer über Telefon oder E-Mail erreichbar sein muss.
Nutzt der Arbeitnehmer seinen privaten Computer oder führt geschäftliche Telefonate im Garten, ist die Datensicherheit nicht gewährleistet. Es bietet sich an, Regelungen in einer Zusatzvereinbarung festzuhalten und einen Laptop, der nur für die Arbeit genutzt werden darf, zu stellen.
Das heimische Büro hat auch für den Arbeitnehmer und die Arbeitnehmerin einige Nachteile. Zwar fallen Ablenkungen durch das Kollegium weg, doch der soziale Kontakt ebenfalls. Virtuelle Meetings können dem zwar Abhilfe schaffen, ersetzen die persönliche Interaktion aber nicht.
Ablenkungen können auch weiterhin eintreten: Statt des Kollegen oder der Kollegin, die sich kurz unterhalten möchten, kann der Paketdienst klingeln, die Waschmaschine piepen oder Familie bzw. Freunde Aufmerksamkeit fordern. Privatleben und Berufsleben können ziemlich schnell verschwimmen. Stürzt dann noch der Computer ab und die schnelle Behebung durch die IT-Abteilung fällt weg, wird aus der anfänglich konzentrierten und entspannten Arbeit zuhause Stress.
Ein weiterer Nachteil, insbesondere für Karrieremenschen: Arbeitgeber nehmen die bessere Leistung im Home-Office nicht unbedingt wahr, schließlich wird man nicht gesehen. Wenn es dann um Gehaltserhöhungen oder Beförderungen geht, werden die Kollegen und Kolleginnen im Büro meist bevorzugt.
Ob sich die Einrichtung eines Home-Office lohnt, hängt nicht nur von der Art der Arbeit, sondern auch von der Art und Situation des Arbeitnehmers ab. Es bedarf Selbstdisziplin, Organisation und der Fähigkeit, klar zwischen Privat- und Berufsleben zu trennen. Auch das Arbeitsklima muss dieser flexiblen, modernen Arbeitsform entgegenkommen. Wertschätzung, Vertrauen und eine exzellente Kommunikation der beteiligten Parteien sind der Schlüssel, um mit Home-Office gleichermaßen für mehr Entspannung und für mehr Effektivität zu sorgen.
Quellen und Hintergründe
Bild: Tirachard Kumtanom (Pexels, Pexels Lizenz)
Themen
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